Nadim Gleitsmann

Im Gespräch mit Nadim Gleitsmann
Nadim Gleitsmann
erzählt Schüler*innen der Hamburger Beruflichen Schule Holz.Farbe.Textil über seine Erfahrungen im Bereich Ehrenamt.

Den Text über Nadim Gleitsmann kannst du dir auch als Audiodatei anhören. Dieser wird gelesen von Melissa Boateng. Sie ist 13 Jahre alt und ist Schülerin an der Fritz-Schumacher-Schule. Melissa kommt aus Ghana und lebt seit einem Jahr in Deutschland.Neuer Text

Hamburg, Juni 2020

„Geteiltes Leid ist halbes Leid -
Geteiltes Glück ist doppeltes Glück.“


Nadim Gleitsmann ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Sein Vater stammt aus der hessischen Hauptstadt Wiesbaden, seine Mutter aus Marokko. Er hat Islamwissenschaften und Politologie in Hamburg studiert. Arabisch hat er erst sehr spät gelernt, aber schon seit seinem 5. Lebensjahr reist er regelmäßig nach Marokko. Das Land gehört genauso zu ihm wie Hamburg. Er ist gläubiger Muslim – und fest davon überzeugt, dass man seinen Glauben praktiziert, wenn man ein anständiger Mensch ist. Nadim engagiert sich ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter der Basketballmannschaft „Hamburg Towers“.

Mein Name ist Nadim Gleitsmann. Ich bin 41 Jahre alt, aber ich fühle mich eigentlich wie 17. Ich bin in Hamburg geboren, bin sozusagen ein Hamburger Jung. Meine Mutter ist aus Marokko. Sie ist vor vielen Jahren erst nach Paris und dann nach Hamburg gekommen, und hier hat sie meinen Vater kennengelernt. Er kommt aus Wiesbaden. Ein hessischer Jung. Das ist mein Migrationshintergrund. 

Seit vier Jahren bin ich verheiratet, Kinder haben wir noch nicht, wir üben noch. Ich habe Islamwissenschaften studiert und Politologie hier an der Uni Hamburg. Und eine Zeitlang auch in Marokko. An der Uni fing ich aber zunächst an, Arabisch zu lernen. Das war eine Sache, die meine Mutter mir nicht beigebracht hat. Ich wollte mehr über meine Herkunft erfahren. Während des Studiums bin ich ehrenamtlich bei dem Projekt „Junge Vorbilder“ eingestiegen, ein Mentoringprojekt, von Leuten mit Migrationshintergrund für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Dadurch habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut, Leute kennengelernt aus unterschiedlichen Vereinen, und bin dann in andere Projekte gerutscht. Im Grunde habe ich durch die ehrenamtliche Arbeit meinen heutigen Beruf gefunden. 

Ich arbeite für das Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation e.V. (IKM), leite ein Stadtteilprojekt in Wilhelmsburg und gehe als Bildungsreferent in Schulen. Dort veranstaltete ich Workshops mit dem Schwerpunkt Konfliktmediation. Ehrenamtlich engagiere ich mich immer noch, jetzt als Integrations-beauftragter bei der Basketballmannschaft „Hamburg Towers“. Durch meine ehrenamtlichen Tätigkeiten habe ich so viele Menschen kennengelernt – und so vieles zurückbekommen. 

Man braucht Leidenschaft, Eigeninitiative, Beständigkeit und Ausdauer, dann wird man reich belohnt. Ich denke aber, entscheidend ist, dass man hilft, ohne irgendetwas zurückzuerwarten. Meine Motive für die ehrenamtliche Arbeit haben viel mit Glauben und Spiritualität zu tun. Man spricht auch von Karma. Das gibt es auch in der Bibel. Wo man Gutes sät, wird man auch Gutes ernten. Das Prinzip gibt es in allen Glaubensrichtungen. Und es ist einfach cool, hilfsbereit zu sein und anderen Menschen zu helfen. 
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