Mein Name ist Brian Al Amin. Ich bin 45 Jahre alt und in Hamburg geboren. Mein Papa kommt aus Togo, meine Mutter aus Deutschland. Meinen Vater habe ich erst sehr spät kennengelernt, als ich zwei Jahre alt war, hat er uns verlassen. Aber 38 Jahre später ist er wieder mit meiner Mutter zusammengekommen. Jetzt leben die beiden als Rentner abwechselnd in Frankreich und Deutschland. Ich war noch nie in Togo, doch nächstes Jahr will ich endlich gemeinsam mit meinem Vater und meinem Bruder dorthin fliegen. Ich habe drei Kinder und bin verheiratet.
Ich bin selbstständig und betreibe ein Kampfsportstudio. Dort unterrichte ich unter anderem Kickboxen, Thai-Boxen und „normales“ Boxen. Außerdem arbeite ich an der Hamburger Boxschool.
Ehrenamtlich gebe ich Boxunterricht an verschiedenen Hamburger Schulen. Da arbeite ich mit Jugendlichen, teilweise mit Integrationsklassen, mit Schülerinnen und Schülern, die neu in Deutschland sind. Und ich unterrichte Kinder, die verhaltensauffällig sind. Außerdem arbeite ich auch mit Kids aus so genannten sozial schwachen Familien in meinem Stadtteil. Ich verbringe Zeit mit ihnen, habe ein offenes Ohr, und sie können bei mir kostenlos trainieren. Und ich trainiere Fußballmannschaften, aber ich bringe denen nicht das Spielen bei, sondern ich versuche, die Jugendlichen stark im Kopf zu machen, „Mind Set“. Denn der Kopf ist das A und O. Wenn der Kopf richtig ausgerichtet ist, dann folgt der Körper automatisch.
Das ist meine Art, etwas zurückzugeben. Ich glaube an Karma. Das heißt, das, was du tust, das kriegst du irgendwann zurück. Wenn du dich wie ein Arsch in der Gesellschaft verhältst, wirst du irgendwann die Rechnung dafür bekommen. So, wie du dich verhältst, so sieht dein Schicksal aus. Wenn du zum Beispiel Menschen mit einem Lächeln begegnest, dann gehen Türen auf. Das verstehe ich unter Karma. Ich glaube einfach daran.
Eigentlich bin ich im Großen und Ganzen sehr glücklich mit dem, was ich tue. Das war nicht immer so, es war ein harter Weg, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin, das zu machen, was ich jetzt mache. Ich motiviere mich daraus, dass ich sehe, was hier falsch läuft in unserem Land, in unserer Stadt. Und ich versuche, meinen kleinen Beitrag dazu zu leisten, damit es eben nicht ganz so schlimm ist. Das ist mein Antrieb, sowohl in meinem Beruf, als auch in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit.
Ich denke, das wahre, das wirkliche Können beim Helfen ist, dass man es bedingungslos macht. Man darf nicht helfen und von der Person, der man hilft, eine Gegenleistung erwarten. Das ist die größte Kunst.