Mein Name ist Lucy Wanjiku. Ich bin 38 Jahre alt und im Jahr 2003 nach Hamburg gekommen. Geboren und aufgewachsen bin ich in Kenia, in der Hauptstadt Nairobi. Ich habe einen 16-jährigen Sohn und mit meinem jetzigen Mann, der aus England kommt, und einen jamaikanischen Hintergrund hat, eine Tochter. Sie wurde 2010 geboren und hat schwere Handicaps, ist blind und kann nicht gehen.
Im Jahr 2007 habe ich eine Ausbildung zur Stewardess begonnen. Aber weil ich mich um unsere Tochter kümmern muss, kann ich in dem Beruf schon lange nicht mehr arbeiten. Ich habe dann zunächst ein Praktikum in einer Kita gemacht, wurde dort als Hauswirtschaftskraft eingestellt und habe schließlich eine Ausbildung zur Heilerzieherin absolviert. Heute arbeite ich als Sozialarbeiterin für die Frauen-Beratungsstelle „Amnesty for Women“ in Altona.
Ehrenamtlich bin ich schon seit vielen Jahren tätig. Zunächst habe in meiner Kirche und in der afrikanischen Community Frauen zu Terminen begleitet. Dazu gehörten auch Besuche bei „Amnesty for Women“ – und so bin ich später zu dem Job dort gekommen. Also habe ich Stelle im Grunde genommen durch mein ehrenamtliches Engagement erhalten.
Im Jahr 2017 habe ich dann gemeinsam mit anderen betroffenen Müttern den Verein Tumaini („Die Hoffnung“) gegründet, der Frauen und Familien mit behinderten Kindern in allen Bereichen unterstützt. Mittlerweile kommen Menschen aus vielen Nationen zu uns. Wir beraten sie und machen ihnen Mut, sich gegen Vorbehalte innerhalb der Familie und ihrer Community durchzusetzen und zu lernen, das Kind anzunehmen und es zu lieben, wie es ist. Mit unserem ehrenamtlichen Engagement haben wir es geschafft, dass die Stadt Hamburg unserem Verein eine bezahlte Stelle bezuschusst. Das ist wunderbar!
Ich habe erfahren, dass mein ehrenamtliches Engagement mich im Umgang mit meinen eigenen Schwächen und Ängsten stärkt. Wenn ich anderen Menschen helfe, helfe ich mir selbst und gewinne an Selbstbewusstsein. Das macht mir Mut weiterzumachen und mich für meine eigenen Ziele einzusetzen. Gerade bei Themen, wo andere aufgeben, fange ich an, Gas zu geben. Ich möchte für meine Community und für meine Kinder ein Vorbild sein. Sie sollen sehen, dass eine afrikanische Frau ihren Weg in dieser Gesellschaft gehen kann – wenn es auch nicht leicht ist. In jedem von uns steckt etwas Großartiges. Wir müssen lernen, es immer wieder herauszufordern.