Von Beruf bin ich Lehrerin, ich unterrichte schon seit 13 Jahren Deutsch, Türkisch und Spanisch an einem Gymnasium. Und Streitschlichtung steht auch auf meinem Lehrplan.
Neben der Arbeit an der Schule bin ich seit einem Jahr auch ehrenamtlich tätig. Als so genannte Seniorpartnerin
betreue ich zwei ältere Damen. Das ist ein Projekt der Diakonie. Die beiden Frauen sind schon über 80, eine kann sich kaum noch bewegen und ist auch dement. Ich begleite sie zum Beispiel bei Arztbesuchen und helfe ihr im Alltag. Die andere Dame ist im Kopf noch ganz fit, manchmal fitter als ich. Aber sie kann sich nicht gut bewegen. Ich unterhalte mich mit ihr, wir essen Kuchen, und wir möchten demnächst das Treppensteigen trainieren. Das ist eine tolle Frau mit ganz viel Humor. Ich muss sehr viel lachen, wenn ich bei ihr bin.
Zunächst war meine Motivation für mein ehrenamtliches Engagement eigentlich nur, dass ich anderen Menschen helfen wollte, sie unterstützen und Verantwortung übernehmen. Ich wollte auch ein Teil des Ganzen sein. Aber sobald man sich ehrenamtlich für andere Menschen engagiert, ist das ganz schnell kein Helfen mehr, sondern ein Geben und Nehmen. Man bekommt einfach ganz viel wieder zurück, ganz viel Freude, ganz viel Anerkennung. Das ist toll. Doch man darf keine Gegenleistung erwarten von den Menschen, die man unterstützt. Also man darf nichts Materielles erwarten. Man bekommt etwas anderes wieder.
Ich habe durch mein gesellschaftliches Engagement ganz tief erfahren, dass man nicht allein ist auf der Welt. Die Menschen brauchen Menschen. Das ist überall so. Menschen wollen nicht einsam sein. Sie wollen unterstützt werden und brauchen die Erfahrung anderer Menschen. Das ist auf der ganzen Welt so – und das hat auch gar nichts mit der Religion zu tun. Darum könnte ich mir auch vorstellen, in einem anderen Land ehrenamtlich zu arbeiten. Aber ich fühle mich sehr wohl in Hamburg und lebe sehr gerne hier.